Neue Geschäftsmodelle für die intelligente Produktion
Darmstadt, 06. November 2017 – Was in den meisten Branchen schon fast alltäglich ist, findet in der Industrie noch keine Anwendung: Die Einführung neuer Vertriebswege für eine effiziente und kostengünstigere Produktion. Dabei bietet der digitale Wandel ganz neue Möglichkeiten. So könnten Maschinen schon bald per Download mit neuen Datensätzen von dem Technologiedatenmarktplatz versorgt werden. Wie das genau funktioniert, zeigen die IUNO-Projektpartner von 28. bis 30. November 2017 am Gemeinschaftsstand „Automation meets IT“ in Halle 6, Stand 140 D. Anhand eines Getränkemixers veranschaulicht TRUMPF am Stand des ZVEI eine Art „Marktplatz für die Industrie 4.0“ und zeigt, wie mit vernetzten Systemen neue Geschäftsmodelle für die Industrie entstehen. Die Produktion und der Handel eines Getränks demonstrieren dabei den Schutz der Daten für die gesamte Handelskette: vom Hersteller über den Marktplatz bis hin zur lizenzierten Verwendung auf der Maschine.
Technologiedaten per Download für Maschinen
Um mit einer Werkzeugmaschine zu fertigen, sind Technologiedaten erforderlich. Sie stellen die Grundlage für die Durchführung und Steuerung des eigentlichen technologischen Bearbeitungsprozesses. Ändern sich Randbedingungen wie Rohmaterial, geforderte Prozessqualität oder Bearbeitungsgeschwindigkeit, so sind Anpassungen oder auch neue Technologiedatensätze notwendig. Diese Daten müssen anhand zahlreicher Tests erstellt werden. „Für Unternehmen entstehen dadurch hohe Kosten durch Zeitaufwand und Materialverbrauch, die mit der Einführung eines Technologiedatenmarktplatzes gar nicht mehr nötig sind“, erklärt Dr.-Ing. Hans-Peter Bock, TRUMPF-Experte für Industrie-4.0-Kommunikation und Security, der auch die Projektleitung des Technologiedatenmarktplatzes bei IUNO innehat. „Ähnlich wie in einem App-Store können die benötigten Technologiedaten einfach über einen cloudbasierten Marktplatz gefunden, bedarfsgerecht lizenziert und auf der Maschine verwendet werden.“
Getränkemixer symbolisiert App-Store für die Industrie 4.0
Was für die Industrieteilnehmer noch abstrakt klingt, versinnbildlicht auf der SPS IPC Drives eine Getränkemischmaschine. Der Demonstrator beinhaltet sämtliche Funktionsweisen des cloudbasierten Technologiedatenmarktplatzes und veranschaulicht, wie der Schutz der Daten zu jedem Zeitpunkt gewährleistet werden kann. Ein Marktteilnehmer entwickelt ein Getränk, dessen Rezeptur verschlüsselt auf dem Marktplatz zur Verwendung angeboten wird. Analog zu der Auswahl der benötigten Technologiedaten kann sich der Messebesucher nun sein Wunschgetränk auf einem cloudbasierten Marktplatz aussuchen. Nach Bestellung des Getränks erwirbt die Maschine beim Marktplatz eine Lizenz, mit der das verschlüsselte Getränkerezept von der Steuerung der Getränkemischmaschine einmalig entschlüsselt und vor den Augen des Besuchers zubereitet wird. Das Rezept des Getränks ist dabei zu keinem Zeitpunkt einsehbar und eine unberechtigte Nutzung oder Weitergabe der Daten ist damit ausgeschlossen.
Ohne IT-Sicherheit keine neuen Geschäftsmodelle
Die Gewährleistung sicherer Daten ist einer der zentralen Erfolgsfaktoren für die Einführung eines Marktplatzes in der Industrie. Der Schutz des geistigen Eigentums und der monetäre Gegenwert für die Generierung der Technologiedaten müssen zu jedem Zeitpunkt sichergestellt sein. Im Rahmen von IUNO werden die Voraussetzungen für einen hinreichenden Schutz der Technologiedaten für die gesamte Kette vom Technologiedatenhersteller über den Technologiedatenmarktplatz bis zur lizenzierten Verwendung auf der Maschine geschaffen. Durch Verschlüsselung und Speicherung von sicherheitsrelevanten Daten in einer Schutzhardware ist der Zugriff auf Technologiedaten nur mit gültiger Lizenz möglich. Der hier entwickelte Know-how-Schutz verhindert einen unberechtigten Zugriff sowie eine Weiterverwendung der Daten und schafft alle notwendigen Voraussetzungen für eine sichere Anwendung in industriellen Anlagen.
Über IUNO
IUNO, das Nationale Referenzprojekt zur IT-Sicherheit in Industrie 4.0, vereint 21 Partner aus Industrie und Forschung und führt die wesentlichen Akteure im Themenfeld zusammen: Großunternehmen, Mittelständler, Anwenderunternehmen, spezialisierte IT-Sicherheitsunternehmen und führende Forschungseinrichtungen. Im Rahmen des Projekts werden Bedrohungen sowie Risiken für die intelligente Fabrik identifiziert und Schutzmaßnahmen entwickelt, die exemplarisch an vier Demonstratoren umgesetzt werden. Als Ergebnis werden möglichst allgemein verwendbare Lösungen für Herausforderungen der IT-Sicherheit im industriellen Anwendungsfeld zur Verfügung gestellt, die auf andere Unternehmen übertragbar sind und als Blaupausen für die sichere Industrie 4.0 herangezogen werden können. Das Referenzprojekt umfasst ein Gesamtvolumen von 33 Millionen Euro und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Partner von IUNO sind: accessec GmbH, Bosch Rexroth AG, Bosch Software Innovations GmbH, DFKI GmbH, Duravit AG, ESCRYPT GmbH, Fraunhofer AISEC, Fraunhofer IESE, Fraunhofer SIT, HOMAG, Infineon Technologies AG, Nobilia Werke, Phoenix Contact Electronics GmbH, Robert Bosch GmbH, Siemens AG, TRUMPF Werkzeugmaschinen GmbH + Co. KG, TU Darmstadt, TU München, Universität Kassel, Volkswagen AG, WIBU-SYSTEMS AG. Projektkoordinator ist HOMAG.