Technologiedatenmarktplatz
Neue Geschäftsmodelle für die Industrie
Die vierte industrielle Industrie hält für Unternehmen viele Möglichkeiten bereit, zum Beispiel die Einführung neuer Geschäftsmodelle. Denn die Verzahnung der Produktion mit modernster Informations- und Kommunikationstechnik versetzt Unternehmen zunehmend in die Lage, neben dem reinen Produkt auch individuelle Kundenwünsche in Form von Dienstleistungen anzubieten. IUNO möchte der Industrie die Möglichkeiten neuer Vertriebswege aufzeigen und entwickelt eine Plattform für einen fabrikübergreifenden Datenaustauch, einem Technologiedatenmarktplatz. Und forscht, wie der Datenaustausch zwischen den Akteuren zu jeder Zeit sicher erfolgen kann. Für die Praxis bedeutet das: weniger Ressourcenverbrauch bei gleichzeitiger Produktivität.
Was in den meisten Branchen alltäglich ist, findet in der Industrie bislang noch eher selten statt: Der Blick auf das Kaufverhalten des Kunden. Denn Abnehmer kaufen kein Produkt, sie kaufen eine Problemlösung. Blicken wir einmal in die Mobilfunkindustrie. Hier geht es Konsumenten längst nicht mehr um die Funktionstüchtigkeit des Geräts, also um das reine Kommunizieren mit Freunden. Es geht vielmehr um die Möglichkeit das Smartphone zu jeder Zeit mit weiteren Zusatzfunktionen wie beispielsweise eines Musikplayers ausstatten zu können. Diese Dienstleistungen können über den berühmten App-Store bezogen werden. Die Idee des in IUNO entwickelten Technologiedatenmarktplatzes orientiert sich nun genau an diesem Szenario und verfolgt das Ziel, die Arbeit der Unternehmen effizienter und flexibler zu gestalten und neue Märkte für zu erschließen.
Technologiedaten per Download für Maschinen
Um mit einer Werkzeugmaschine zu fertigen, sind Technologiedaten erforderlich. Sie stellen die Grundlage für die Durchführung und Steuerung des eigentlichen technologischen Bearbeitungsprozesses. Ändern sich Randbedingungen wie Rohmaterial, geforderte Prozessqualität oder Bearbeitungsgeschwindigkeit, so sind Anpassungen oder auch neue Technologiedatensätze notwendig. Diese Daten müssen anhand zahlreicher Tests erstellt werden. Für Unternehmen entstehen dadurch hohe Kosten durch Zeitaufwand und Materialverbrauch, die mit der Einführung eines Technologiedatenmarktplatzes gar nicht mehr nötig sind. Ähnlich wie in einem App-Store können die benötigten Technologiedaten einfach über einen cloudbasierten Marktplatz gefunden, bedarfsgerecht lizenziert und auf der Maschine verwendet werden.
Welche Hauptakteure für den Erfolg entscheidend sind
Im Wesentlichen haben wir es mit dem „Technologiedatenhersteller“, dem „Technologiedatenmarktplatzbetreiber“ sowie den „Maschinenbetreiber“ mit der „Maschine“ zu tun. Der Technologiedatenhersteller stellt die Daten her, die bei der Auslieferung einer Maschine an einen Maschinenbetreiber für verschiedene Anwendungen zur Verfügung stehen und bietet diese später über den Technologiedatenmarktplatz an. Der Technologiedatenmarktplatzbetreiber ist für den Handel der Technologiedaten verantwortlich und regelt das Angebot und die Nachfrage zwischen den Teilnehmern des Marktplatzes. Ihm kommt also eine besonders tragende Rolle zu. Denn sowohl der Hersteller als auch der Betreiber müssen ihm vollstes Vertrauen schenken können. Der Maschinenbetreiber hat die Möglichkeit, die nötigen Technologiedaten für seine Maschine über den Technologiedatenmarktplatz kostengünstig in Form einer bedarfsgerechten Lizenz zu erwerben.
Getränkemixer symbolisiert App-Store für die Industrie 4.0
Was für die Industrieteilnehmer noch abstrakt klingt, versinnbildlicht eine Getränkemischmaschine. Der Demonstrator beinhaltet sämtliche Funktionsweisen des cloudbasierten Technologiedatenmarktplatzes und veranschaulicht, wie der Schutz der Daten zu jedem Zeitpunkt gewährleistet werden kann. Ein Marktteilnehmer entwickelt ein Getränk, dessen Rezeptur verschlüsselt auf dem Marktplatz zur Verwendung angeboten wird. Analog zu der Auswahl der benötigten Technologiedaten kann sich der Messebesucher nun sein Wunschgetränk auf einem cloudbasierten Marktplatz aussuchen. Nach Bestellung des Getränks erwirbt die Maschine beim Marktplatz eine Lizenz, mit der das verschlüsselte Getränkerezept von der Steuerung der Getränkemischmaschine einmalig entschlüsselt und vor den Augen des Besuchers zubereitet wird. Das Rezept des Getränks ist dabei zu keinem Zeitpunkt einsehbar und eine unberechtigte Nutzung oder Weitergabe der Daten ist damit ausgeschlossen. Eine für den Demonstrator entwickelte Onlineplattform https://iuno.axoom.cloud lädt Interessierte dazu ein, selbst Teil des neuen Geschäftsmodells zu werden.
Ohne IT-Sicherheit keine neuen Geschäftsmodelle
Die Gewährleistung sicherer Daten ist einer der zentralen Erfolgsfaktoren für die Einführung eines Marktplatzes in der Industrie. Der Schutz des geistigen Eigentums und der monetäre Gegenwert für die Generierung der Technologiedaten müssen zu jedem Zeitpunkt sichergestellt sein. Im Rahmen von IUNO werden die Voraussetzungen für einen hinreichenden Schutz der Technologiedaten für die gesamte Kette vom Technologiedatenhersteller über den Technologiedatenmarktplatz bis zur lizenzierten Verwendung auf der Maschine geschaffen. Durch Verschlüsselung und Speicherung von sicherheitsrelevanten Daten in einer Schutzhardware ist der Zugriff auf Technologiedaten nur mit gültiger Lizenz möglich. Der hier entwickelte Know-how-Schutz verhindert einen unberechtigten Zugriff sowie eine Weiterverwendung der Daten und schafft alle notwendigen Voraussetzungen für eine sichere Anwendung in industriellen Anlagen.